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"Vor dem Vorhang, hinter den Kulissen"

Lithografie trifft Fotografie

Lithografie trifft Fotografie: Honoré Daumier und Udo Remmes/ Eine Ausstellung des Theatermuseums Düsseldorf\n

Zwischen 2000 und 2002 entstanden in Düsseldorf an der Deutschen Oper am Rhein, an der Oper Graz, am Teatro Regio Torino und bei einem Gastspiel der Rheinoper in Savonlinna mehrere Fotoserien, die jenseits konkreter Aufführungen die Atmosphäre Theater auf einzigartige Art spürbar machen. Die Bilder von Karl Maria (KM) Udo Remmes (1954-2014) erzählen die Geschichte uns vielfach vertrauter Theaterabende neu, verführen zum genauen Hinschauen und verschaffen dem Betrachter einen neuen Zugang zum Geheimnis Theater.\n \n Werke aus diesem 2002 erworbenen Bestand kombiniert das Theatermuseum nun in seiner neuen Ausstellung "Vor dem Vorhang, hinter den Kulissen" (22. Januar bis 13. März) mit Arbeiten Honoré Daumiers (1808-1879) aus der Schenkung von Hanna Seiffert und Dieter Prochnow. Die Düsseldorfer Schauspieler haben im Laufe ihres künstlerischen Lebens eine bedeutende Sammlung der Werke Daumiers zusammengetragen und eine theaterbezogene Auswahl 2009 dem Theatermuseum geschenkt. Diese Theaterblätter des französischen Lithographen spiegeln die Scheinwelt des klassischen französischen Theaters im 19. Jahrhundert mit seinem falschen Pathos. Daumier hat dabei sowohl den Theaterbetrieb vor und hinter den Kulissen wie auch das Theaterpublikum im Blick.\n \n Mit Honoré Daumier und KM Udo Remmes treten zwei Künstler auch als Dokumentare und Zeugen dafür an, dass das Publikum handelt, dass es lebendiger Bestandteil des kommunikativen Prozesses "Theater" ist.\n \n Honoré Daumier\n Daumiers Karikaturen stellen sich in den Dienst einer neuen Theaterauffassung, sie befassen sich bevorzugt mit dem Boulevard. Denn das Theater der Aufklärung, das Theater der Klassiker Corneille, Racine, Moliere hat im Paris des 19. Jahrhunderts seine Zugkraft verloren. Nur noch die "Gestrigen" finden Gefallen an dieser "überholten" Art von Theater. Nur noch die Gestrigen unter den Künstlern glauben an sich und ihre künstlerische Bedeutung. Ihr Erscheinungsbild bei Daumier straft ihren Anspruch Lügen.\n \n Glanz und Elend der Theaterarbeit liegen nahe bei einander, sind zwei Seiten derselben Medaille. Neue Reize verschaffen den Theatern des Boulevards den Vorsprung gegenüber den Konkurrenten. Nicht mehr nur das literarische Wort, sondern auch die körperlichen Reize der Sängerinnen, Tänzerinnen und Schauspielerinnen gewinnen an Zugkraft. Der Einsatz des Gaslichtes im Theater schafft neue visuelle Erlebnisse, und Daumier spürt ihnen in zahlreichen Zeichnungen nach.\n \n Und auch Situationen wie diesen: Bezahlte Claqueure heizen die Stimmung im Theater an, die jedoch nicht einmal bis zum Ende der Aufführung anhält. Schon vor dem Schlusscouplet verlassen die ersten Zuschauer in den vorderen Reihen das Theater, um sich nicht dem Gedränge der Masse auszusetzen. Die soziale Welt der Darsteller könnte gegensätzlicher kaum sein. Denn während die Zugpferde sich ihr "Startum" teuer vergüten lassen, müssen die kleinen Darsteller ihre Kostüme selbst bereitstellen und sogar dafür bezahlen, dass sie auftreten dürfen. Und während sich das Publikum vor den Theatern drängt, schleicht ein Darsteller hungrig durch den Bühneneingang.\n \n KM Udo Remmes\n Zwei Jahrhunderte später gilt KM Udo Remmes' fotografische Arbeit auch nicht der reinen Dokumentation. Er hält Momente fest, in denen Theaterarbeit in Theaterkunst umschlägt. Er lässt den Betrachter an Momenten von Konzentration und Versenkung, Erschöpfung und Glück teilhaben und zeigt die Theaterkunst als Ergebnis eines gestalteten Schöpfungsprozesses. Er bewahrt Distanz; sein sensibler Blick hinter die Kulissen zerstört den Zauber des Theaters nicht, sondern steigert den Genuss daran.\n \n Thema seiner Bilder ist nicht ein bestimmtes Theater, eine bestimmte Aufführung, ein bestimmter Darsteller. Seine Themen sind Darsteller, Raum und Licht in ihrer Wechselwirkung miteinander und in ihrer Wechselwirkung mit dem Publikum.\n \n Remmes erzählt Geschichten: Wie aus Leinwand, Leim und Nägeln der symbolische szenische Raum geschaffen wird, wie Menschen durch Maske und Kostüm zu einem Anderen werden, wie sie sich blind vertrauensvoll in die Hand anderer Menschen begeben, um diese Verwandlung zu ermöglichen. Geschichten von Konzentration und Versenkung, vom Nebeneinander aus Spannung und Ruhe. Er erzählt die Geschichte des Apparats Theater mit seinen Verflechtungen und Hierarchien. Von einem Augenblick auf den anderen wird Theaterarbeit zur Theaterkunst.\n \n Im kontrastierenden Gegensatz stellt die Ausstellung Grafik und Fotografie gegenüber. Beide blicken mit unterschiedlichen Techniken und Interessen auf Sachverhalte theatralischer Produktion und Rezeption. Beide kommentieren theatralische Vorgänge aus ihrer Zeit heraus und unter durchaus unterschiedlichen Blickwinkeln. Beiden gemeinsam ist der selbstgesetzte, nur vom eigenen Verständnis bestimmte "Auftrag" zur Abbildung.\n \n Öffnungszeiten und Eintrittspreise\n Die Ausstellung im Theatermuseum Düsseldorf, Jägerhofstraße 1, läuft vom 22. Januar bis 13. März. Die Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 13 bis 19 Uhr. Der Eintritt beträgt vier Euro/ermäßigt zwei Euro. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben freien Eintritt.\n \n Mehr zum Thema:\n \n Theatermuseum\n\r\nQuelle Text:\n \n http://www.duesseldorf.de/top/thema010/kultur/beitraege/daumier_remmes/index.shtml\n\r\nQuelle Beispielfotos:\n\r\nPixabay \n \n  \n \n  \n



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